Bern

SoSe 16b

"Bildwelten zwischen Ost und West"

Die Ikonographie der Münzen Samarias in persischer Zeit (5./4. Jh. v. Chr.)

Dr. Patrick Wyssmann (Universität Bern)

Donnerstag, den 09.06.2016, 18.00 Uhr c.t.

Audi max (Forum universitatis)

 

Samaria, die ‚Schwesterstadt’ Jerusalems, wurde 876 v. Chr. gegründet und bildete das Zentrum des Nordreiches Israel bzw. nach ihrer Zerstörung durch die Assyrer 722 v. Chr. den Sitz der assyrischen, babylonischen und persischen Statthalter der Provinz Samerina. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden hier unter der Herrschaft der Achämeniden erstmals Münzen geprägt. In der Forschung war diese Prägetätigkeit lange unbekannt: Erst im Laufe der 1960/70er Jahre wurde sie im Rahmen von zwei großen Hortfunden aus dem Westjordanland wiederentdeckt. Dies war eine Überraschung und ein Glücksfall zugleich: Durch die perserzeitlichen Münzen Samarias fiel ein neues Schlaglicht auf eine ansonsten archäologisch oft als dark age bezeichnete Epoche in der Südlevante.

Die Münzen sind nicht nur wirtschafts- und verwaltungsgeschichtlich von großem Interessen, sie eröffnen uns durch ihre Ikonographie auch einen faszinierenden Einblick in die Kultur der Bewohner Samarias unmittelbar vor der Ankunft Alexanders des Großen. Ihre Bilder zeichnen sich durch motivische Vielfalt aus und spiegeln die Multikulturalität der Stadt mit ihren weitläufigen Handelskontakten wider. Auffallend ist das Nebeneinander von altorientalischen und griechischen Elementen in Motivik und Stil: Offenbar fanden hier verschiedene Bildwelten bzw. Symbolsysteme ganz selbstverständlich parallel Verwendung. Bei genauer Betrachtung werden die perserzeitlichen Münzen Samarias also zu beredten Zeugen von Übergangsprozessen zwischen östlicher Tradition und westlicher Innovation an der Schwelle zum Hellenismus. Anhand ausgewählter Beispiele soll dies gezeigt werden.

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