"Die Klöster der Bete Israel"
4. Volkmar-Fritz-Vortag
Archäologisch-historische Feldforschung nördlich des Tanasees (Äthiopien)
Dr. Verena Krebs (Hebräische Universität Jerusalem)
Dienstag, den 19.07.2016, 18.00 Uhr c.t.
Audi max (Forum universitatis)
Im späten 14. Jahrhundert floh ein abtrünniger äthiopischer Mönch namens Qozmos in die Semienregion, eine schwer zugängliche Bergregion im äthiopischen Hochland. Er fand Asyl bei einer Gruppe ‘Ayhud’ (Juden), die ihn wegen seiner hervorragenden Bildung schätzten und die er bald in einer Rebellion gegen das christliche Herrscherhaus Äthiopiens, der Salomonen, anführte. Als messianische Gestalt wurde Qozmos zu einer Märtyrerfigur der ‘Bete Israel’ (äthiopischen Juden) - und gilt zudem als Begründer deren weltweit einzigartigen monastischen Tradition.
Seit dem ausgehenden Mittelalter nahmen äthiopisch-jüdische Mönche die zentrale Rolle in der Gesellschaft der Bete Israel ein. Ähnlich den äthiopisch-orthodoxen christlichen Mönchen lebten die Mönche der Bete Israel in Klöstern oder als Eremiten, praktizierten das Zölibat und widmeten ihr Leben der Anbetung Gottes, dabei hielten sie gleichzeitig aber auch strenge Reinheitsgebote ein und traten immer wieder in Opposition zum christlich-äthiopischen Herrscherhaus. Obwohl diese einzigartige monastische Bewegung im Feld der Äthiopienstudien auf eine lange Dokumentation durch europäische Missionare zurückblicken kann, wurde bislang keine Studie der materiellen Kultur der Bete Israel sowie ihrer Klöster durchgeführt.
Der Vortrag wird einen ersten Einblick in ein neues Feldforschungsprojekt der Universitäten Bochum und Jerusalem geben, in welchem ein Team aus Archäologen, Historikern, Kunsthistorikern und Philologen gemeinsam mehrere Klosteranlagen der Bete Israel untersucht.
Der Freundeskreis der Biblischen Archäologie lädt in diesem Jahr 2016 zum 4. Mal zum Vortrag im Andenken an den Mainzer Biblischen Archäologen Volkmar Fritz (1938-2007) und anschließenden Sommerfest ein.